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Mittwoch, 1. August 2007
Caput 3: Musik
haruwa, 15:50h
No sex and drugs and rock´n roll! Jedenfalls nicht in der Musik!
Sofern man nicht gerade Punk war - und das war weder ich noch irgend jemand sonst, den ich gekannt hätte. Und natürlich abgesehen von "ABBA". Bei denen mich damals allerdings ehrlich gesagt vor allem diese wahnsinnig g..l. Blondine mit den ganz knappen Mini-Miniröckchen und dem atemberaubenden Ars.h interessierte. Weniger die Musik. Die habe ich erst zwanzig Jahre später zu schätzen gelernt.
Nein, unsere - meine - Musik als Teenie(s), das war die NDW - die "Neue Deutsche Welle". Die meisten der Bands und ihrer Songs sind heute längst vergessen. Herbert "Herbie" Groenemeyer als einer ihrer Dinosaurier ist übrigens erst auf sie aufgesprungen und hat sie mit viel - im tiefsten Grunde gar nicht zu ihr passender - moralinsaurer PC-Politisiererei aufgeladen, als sie eigentlich schon wieder abgeebbt war. Ausnahmen wie der "Bochum"-Song bestätigen bei ihm leider diese Regel.
Die "echte" NDW war allerdings ebenfalls politisch, hochpolitisch sogar, aber selten so direkt wie in Nenas "99 Luftballons". Sie kam gewissermaßen hintenherum und provozierend unaufdringlich. Zuweilen sogar gewollt infantil. Sie war schon deshalb ein - kulturelles - Politikum, weil sie dem englischsprachigen Monopol in den Charts erfolgreich den offenen Kampf angesagt hatte. Da brauchte es nicht erst des erigierten Zeigefingers um uns klar zu machen, was gemeint war.
"Kodo" von DÖF ist in dieser Hinsicht ein ganz typischer Song. Alle - aber auch wirklich alle - wußten, wer mit Kodos Gegner gemeint war: natürlich Ronald Reagan, der Krieger gegen das "Reich des Bösen". Der ohne Rücksicht auf die Folgen die deutschen Lande mit Atomraketen vollstopfte. Obwohl er in dem Song nicht mit einem Sterbenswörtchen genannt wird. Und der Song sich ohne das Wissen um den konkreten historisch-politischen Kontext, in dem er entstand, wie eine Ansammlung von Nonsense-Sätzen anhört. Es war aber die zeitgemäße Variante von "make love not war" - oder besser gesagt: "Mach´ Liebe, nicht Krieg".
Ach ja, DÖF... Ein Two-hit-wonder. Aber was für eins! Neben "Kodo" kam dann nur noch "Taxi". Anschließend verschwand die Gruppe in der Versenkung. Aber wer die Zeit in Erinnerung hat, der hat diese Band in Erinnerung. Vor allem ihren männlichen Sänger, der alle Stimmlagen von Bass bis Alt beherrschte - eine unglaubliche musikalische Leistung, die ich seither nicht wieder gesehen habe!
Außer Nena war es vor allem Falco, der die NDW anstieß (mit "Der Kommissar" und "Amadeus"). Überhaupt kam damals musikalisch ungemein viel aus Österreich. Für einen kulturgeschichtlichen Augenblick lang schien es so, als habe Österreich tatsächlich mehr zu bieten als Karl Moik und die Tiroler Flachlandspatzen. Man konnte freilich nie wirklich verstehen was Falco so sang - und deshalb mußte er dann später ja auch wohl in die Dominikanische Republik auswandern. Aber das Mozart kein kunstreligiöser Alpenspießer war, das wissen wir seither! Inzwischen ist die Information sogar in der Wissenschaft angekommen.
"Dadada, ich hab´ Dich lieb, Du hast mich lieb...": Die Jungs aus Quakenbrück gehörten mit ihrem Plattsinn aus Plattdeutschland ebenso zum Flair jener Jahre wie der tiefbayerische "Skandal im Sperrbezirk". Und "Major Tom", bei dem man sich direkt auf der Abschußrampe wähnte, wenn nach dem Monolog im Flüsterton plötzlich die Fanfare ertönte.
Ja, auf der Abschußrampe! Das Charakteristische an der NDW war gerade ihr Hintersinn, das Witzige, Freche, Un- und Antididaktische. Ihre Sache war keine lautstark hinausgeschriene Rebellion mit Gottvater Karl Marx, Sohn Friedrich Engels und Heiligem Geist Che Guevara als mythischer Trinität, auch keine haschgeschwängerte Flower-Power-Mystik und erst recht keine in Töne gegossene politisch korrekte Moral, die uns ständig einbleuen will, dass wir doch nur arme kleine Sünder sind und was wir daher gefälligst zu denken und zu sagen haben. Eher schon eine in der Maske der Harmlosigkeit und des Ulks daher kommende Konfession, die ohne die politischen Vorgänge der Zeit nicht zu verstehen ist.
Sofern man nicht gerade Punk war - und das war weder ich noch irgend jemand sonst, den ich gekannt hätte. Und natürlich abgesehen von "ABBA". Bei denen mich damals allerdings ehrlich gesagt vor allem diese wahnsinnig g..l. Blondine mit den ganz knappen Mini-Miniröckchen und dem atemberaubenden Ars.h interessierte. Weniger die Musik. Die habe ich erst zwanzig Jahre später zu schätzen gelernt.
Nein, unsere - meine - Musik als Teenie(s), das war die NDW - die "Neue Deutsche Welle". Die meisten der Bands und ihrer Songs sind heute längst vergessen. Herbert "Herbie" Groenemeyer als einer ihrer Dinosaurier ist übrigens erst auf sie aufgesprungen und hat sie mit viel - im tiefsten Grunde gar nicht zu ihr passender - moralinsaurer PC-Politisiererei aufgeladen, als sie eigentlich schon wieder abgeebbt war. Ausnahmen wie der "Bochum"-Song bestätigen bei ihm leider diese Regel.
Die "echte" NDW war allerdings ebenfalls politisch, hochpolitisch sogar, aber selten so direkt wie in Nenas "99 Luftballons". Sie kam gewissermaßen hintenherum und provozierend unaufdringlich. Zuweilen sogar gewollt infantil. Sie war schon deshalb ein - kulturelles - Politikum, weil sie dem englischsprachigen Monopol in den Charts erfolgreich den offenen Kampf angesagt hatte. Da brauchte es nicht erst des erigierten Zeigefingers um uns klar zu machen, was gemeint war.
"Kodo" von DÖF ist in dieser Hinsicht ein ganz typischer Song. Alle - aber auch wirklich alle - wußten, wer mit Kodos Gegner gemeint war: natürlich Ronald Reagan, der Krieger gegen das "Reich des Bösen". Der ohne Rücksicht auf die Folgen die deutschen Lande mit Atomraketen vollstopfte. Obwohl er in dem Song nicht mit einem Sterbenswörtchen genannt wird. Und der Song sich ohne das Wissen um den konkreten historisch-politischen Kontext, in dem er entstand, wie eine Ansammlung von Nonsense-Sätzen anhört. Es war aber die zeitgemäße Variante von "make love not war" - oder besser gesagt: "Mach´ Liebe, nicht Krieg".
Ach ja, DÖF... Ein Two-hit-wonder. Aber was für eins! Neben "Kodo" kam dann nur noch "Taxi". Anschließend verschwand die Gruppe in der Versenkung. Aber wer die Zeit in Erinnerung hat, der hat diese Band in Erinnerung. Vor allem ihren männlichen Sänger, der alle Stimmlagen von Bass bis Alt beherrschte - eine unglaubliche musikalische Leistung, die ich seither nicht wieder gesehen habe!
Außer Nena war es vor allem Falco, der die NDW anstieß (mit "Der Kommissar" und "Amadeus"). Überhaupt kam damals musikalisch ungemein viel aus Österreich. Für einen kulturgeschichtlichen Augenblick lang schien es so, als habe Österreich tatsächlich mehr zu bieten als Karl Moik und die Tiroler Flachlandspatzen. Man konnte freilich nie wirklich verstehen was Falco so sang - und deshalb mußte er dann später ja auch wohl in die Dominikanische Republik auswandern. Aber das Mozart kein kunstreligiöser Alpenspießer war, das wissen wir seither! Inzwischen ist die Information sogar in der Wissenschaft angekommen.
"Dadada, ich hab´ Dich lieb, Du hast mich lieb...": Die Jungs aus Quakenbrück gehörten mit ihrem Plattsinn aus Plattdeutschland ebenso zum Flair jener Jahre wie der tiefbayerische "Skandal im Sperrbezirk". Und "Major Tom", bei dem man sich direkt auf der Abschußrampe wähnte, wenn nach dem Monolog im Flüsterton plötzlich die Fanfare ertönte.
Ja, auf der Abschußrampe! Das Charakteristische an der NDW war gerade ihr Hintersinn, das Witzige, Freche, Un- und Antididaktische. Ihre Sache war keine lautstark hinausgeschriene Rebellion mit Gottvater Karl Marx, Sohn Friedrich Engels und Heiligem Geist Che Guevara als mythischer Trinität, auch keine haschgeschwängerte Flower-Power-Mystik und erst recht keine in Töne gegossene politisch korrekte Moral, die uns ständig einbleuen will, dass wir doch nur arme kleine Sünder sind und was wir daher gefälligst zu denken und zu sagen haben. Eher schon eine in der Maske der Harmlosigkeit und des Ulks daher kommende Konfession, die ohne die politischen Vorgänge der Zeit nicht zu verstehen ist.
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